Im Gemeindeblatt für den Bezirk Landeck-Tirol, Landeck 1974, Nr. 4 verfasste der damalige Bezirkshauptmann DDr. W. Lunger einen interessanten Bericht das Altargemälde der Landecker Rosenkranzbruderschaft betreffend.
Da nicht sicher eruiert werden konnte, wer der Maler dieses Bildes war, versuchte man das damals wissenschaftlich zu klären. Dort lesen wir ebenso, dass im Jahre 1628 ein „neuer“ Bruderschaftsaltar aufgerichtet wurde. Deshalb gehen wir davon aus, dass es vorher schon einen anderen solchen Altar gegeben haben muss und der 1862 aufgestellte und immer noch in der Kirche befindliche aktuelle Bruderschaftsaltar schon der dritte seiner Art sein muss. In diesem Bericht erfahren wir (auszugsweise) über den Versuch den Maler zu eruieren:
„Anläßlich der Ausstellung ,,Barock im Oberland" wurde uns ein Tafelbild gezeigt, das der Burschlkirche in Landeck entnommen und als Rosenkranzmadonna bezeichnet war. Das Tafelbild stammt vom ehemaligen Rosenkranz-Bruderschafts-Altar der Pfarrkirche Unserer Lieben Frau in Landeck. Die Bruderschaft wurde als erste in der Diözese Brixen 1575 gegründet. 1628 wurde ein neuer Bruderschaftsaltar errichtet.
Maria thront auf einer Wolkenbank und hält das Jesuskind auf ihrem Schoß, das sich einem Engelskind zuwendet, von dem es einen Kranz blühender Rosen erhält. Rundherum schweben Putten mit Rosenkränzen. Unter der Wolkenbank steht eine Menge von Leuten, im Vordergrund der hl. Dominikus, ein Bischof, die hl. Katharina von Siena und ein weiterer Mönch.
Dr. Gert Ammann, der den Führer zur Barockausstellung verfaßte, vermeint, unter der Menge auch den damaligen Pflegsverwalter von Landeck, Johann Pinggera von und zu Gerburg, zu erkennen, der gemeinsam mit dem damaligen Pfarrer von Zams, Jakob Feurstain, der Rosenkranzbruderschaft eine Stiftung von 100 Gulden machte. Das auf Zirbenholz gemalte Bild wird von 15 Medaillons umrahmt mit Szenen aus dem Leben Mariens.
Über den Maler des Gemäldes gibt es zwei sich widersprechende Aussagen. Dekan Lorenz hat in seinem Artikel ,,Alt-Landeck" im Tiroler Anzeiger berichtet, daß im Jahre 1668 der Kurat von Landeck Kravogl, dieses Bild für die Rosenkranzbruderschaft bestellt habe. Der Maler sei ein Thomas Linser gewesen, der dafür 6 Gulden erhalten hätte.
Dr. Ammann wendet dagegen mit Recht ein, daß diese Summe für ein so großes Gemälde viel zu gering gewesen sei und daß Linser im übrigen 1670 als Schulleiter bezeichnet worden wäre. Dies ist zweifellos richtig, denn im Sterbebuch wird dieser Thomas Linser auch als Schulleiter und Organist gekennzeichnet. (...)
Dr. Ammann schreibt die Rosenkranzmadonna dem Maler Jakob Heel zu, nachdem er im Medaillon der Himmelfahrt Mariens die Signatur I. H. M. 1629 entdeckt hatte. Jakob Heel, der aus dem Bezirk Imst stammen dürfte, wird 1630 als Maler in Imst genannt, kauft 1641 in Angedair eine Haushälfte und muß vor 1657 verstorben sein, weil es im Lehrzeugnis für seinen Sohn bereits heißt: Sohn des weiland Jakob Heel. Im Sterbebuch der Pfarre Landeck findet sich aber keine diesbezügliche Eintragung.
Jakob Heel hat die Beweinung Christi gemalt und mit I. Hel 1621 signiert, ein Gemälde, das in der Wallfahrtskirche Dormitz hängt und in seiner manieristischen Konzeption und Farbigkeit dem Bild aus der Burschlkirche ähnelt. Doch sind dem Dr. Ammann auch Unterschiede aufgefallen.
Eine genaue Untersuchung der fraglichen Signatur mit der Lupe hat nun ergeben, daß sie nicht als I. H. M., sondern als I. F. M. zu lesen ist. Damit ist die Frage nach dem Maler erneut gestellt. Er kann weder Thomas Linser noch Jakob Heel geheißen haben. Dafür bietet sich ein anderer Name an, ein Name, der uns am Kaunerberg schon untergekommen ist und auf den Univ.-Prof. Dr. Nikolaus Grass aufmerksam gemacht hat.
Am Hause Kaunerberg Nr. 13, Obergaiswies, das leider zum Abbruch bestimmt ist, sind Wandmalereien aus dem Jahre 1601 erhalten: Ein Reiter auf einem galoppierenden Pferd und ein Wappen mit der Umschrift: Christ ansehen, träg Geduld, überwindet alle Ding. Unterhalb des Wappens findet sich die Signatur: FLANES FUX MALR.
Über diesen Hanns Fuchs, Maler und Konvers zu Stams, berichtet Grass nach den Stamser Stiftsarchivalien, daß er aus Latsch stamme, 1616 einen Wappenbrief erhalten habe und 1618, im Jahr des Prager Fenstersturzes und Beginn des Dreißigjährigen Krieges, als Novize in das Kloster Stams eingetreten und am 28. April 1619 die Profeß abgelegt habe. (...)
Im Kloster hat sich Fuchs weiterhin in seiner Kunst betätigt, insbesondere bei der Innenausstattung der damals neugestalteten Stiftskirche. „Anno 1620" so schreibt der Klosterchronist, „den 4. Aprill ist das Gepreng an der Orgl förtig und aufgesetzt worden. Jacob Heel, ein lödiger Gesell von Imbst mit Hilf F. Johannsen Fuchs Conversen, hat allerdings ain Jahr daran gefaßt".
Und weiter unten 1625: ,,Das Gewölb bei St. Johannes (der Pfarrkirche zu Stams), wie auch in der Milser Capell (d. i. die an die Stiftskirche angebaute Milser Kapelle) und anderen Capellen, ist durch Joannem Fuchs conversum . . . geziert worden."
Grass erwähnt vier Miniaturen von Fuchs, die sich im Stift Stams befinden, eine davon, das Stift Stams darstellend, hat er publiziert. Darauf halten zwei Putten das Stamser Wappen. Sie sind den Putten auf unserem Bild ganz ähnlich.
Mit der Zuordnung der Rosenkranzmadonna an den Maler Hanns Fuchs erklären sich auf die natürlichste Weise die Unterschiede im künstlerischen Ausdruck und in der Malweise, die zwischen beiden Bildern — der Rosenkranzmadonna und der Dormitzer Beweinung Christi — festzustellen sind. Die Ähnlichkeiten hingegen — beide Maler waren ja dem gleichen Stil verhaftet — können wohl auch darauf zurückgeführt werden, daß sie mindestens ein Jahr lang miteinander gearbeitet haben. Sicher hat dabei der jüngere Heel vom älteren Fuchs viel gelernt. (DDr. W. Lunger)“